Ulrike Ottinger – Sessions
"Es bleibt immer das erste Mal. Gelesenes, die Imagination, die Konfrontation mit der Wirklichkeit. Muß die Imagination die Begegnung mit der Realität scheuen, oder lieben sich beide? Können sie sich verbünden? Verändern sie sich durch die Begegnung? Tauschen sie die Rollen? Es ist immer das erste Mal." (Lady Windermere in Johanna d'Arc of Mongolia)
Ihr erstes Foto hat Ulrike Ottinger mit neun Jahren gemacht, in einem Boot auf einer Amsterdamer Gracht. Zwei indische Herren, der eine im Trench, der andere in Turban und Maßanzug, lächeln in die Kamera. Auf die Bitte, ob sie sich fotografieren lassen würden, hatten sie freundlich eingewilligt.
Jedes der abertausend Fotos, die Ulrike Ottinger seither gemacht hat, ist ein erstes Bild. Stets weist es über sich hinaus: auf die ihm vorgängige Wirklichkeit, auf unzählige Bilder aus den Arsenalen der Künste, der Alltagskulturen und Mythen, und auf den visuellen Kosmos des immer dichter werdenden eigenen Œuvres. Gefundenes und Erfundenes begegnen sich in diesen Fotos. Sie sind die Arenen wechselseitiger Veränderung von Realität und Fiktion, Vergangenheit und Zukunft, Wunsch und Erfüllung.
Text von Katharina Sykora
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