ULRIKE OTTINGER
25 FILME - SCREENING THE ARCHIVE
"(...) Ausgangspunkt für 25 Filme – Screening the Archive sind 25 von Ottinger gestaltete, streng limitierte Filmboxen, handgeprägte Leinenkassetten mit DVD/Blue Ray und Booklet. Im Fokus der Ausstellung steht Ottingers Berlin-Trilogie, mit der sie international bekannt wurde: Bildnis einer Trinkerin (1979), Freak Orlando (1981) und Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse (1984).
Die Filme entwerfen eine Topologie der ehemaligen Frontstadt West-Berlin. Zugleich sind sie eine Hommage an sexuelle Misfits, Freaks, Zeitreisende, hedonistische Dandys und Trans-Personen. Die Protagonistinnen fungieren als Fremdenführerinnen. So begleitet Bildnis einer Trinkerin Tabea Blumenschein als geheimnisvolle, elegante Alkoholikerin auf einer selbstzerstörerischen, glamourösen Tour durch die Absturz-Kneipen des damals noch zerfallenen, von Hausbesetzungen geprägten SO36. Magdalena Montezuma unternimmt als hermaphroditischer Orlando eine Zeitreise von der mythologischen Vorzeit bis ins 20. Jahrhundert – die auch durch die Berliner Industrielandschaften und in die faschistische Vergangenheit führt. Veruschkas spätkapitalistischer Dorian Gray folgt der zwielichtigen Dr. Mabuse (Delphine Seyring) in eine Unterwelt aus Abwasserkanälen und U-Bahnschächten.
25 Filme – Screening the Archive zeigt neben den Originaldrehbüchern, die zugleich visuelle Montagen sind, auch Fotoserien wie Der Schrei (1977), die aus Sessions mit Ottinger und Blumenschein entstanden sind, oder Ciao, eine in den 1970er Jahren realisierte Serie mit Valeska Gert. Zu Freak Orlando montierte Ottinger den Bilderatlas Freak Orlando – Bilderpartitur (1979-1981), bestehend aus 114 Einzelfotos zum Film. Die Fotoserie Verzerrungen (1981) mit Magdalena Montezuma thematisiert ein Leitmotiv in Ottingers frühen Filmen: den weiblichen, nicht-binären, chaotischen, transgressiven Körper, der von autoritären Systemen diszipliniert, korrigiert, gereinigt, vernichtet werden muss, damit er die „gesunde“ Mehrheit nicht gefährdet. Angesichts des aktuellen Rechtsrucks, der Rückkehr des Faschismus, erhält Ottingers Arbeit neue Dringlichkeit. (...)."
Auszug aus der Pressemitteilung CFA Berlin