Laokoon & Söhne

Die Verwandlungsgeschichte der Esmeralda del Rio

Deutschland 1972/73, 16mm, s/w, 50min

Märchen kommen
Märchen sollen bleiben
Ich bin ein Bild
Ich bin ein Märchen
Und dies ist die Musik
Dies ist Laokoon und Söhne

Chiquita Brook übersetzt und bearbeitet von Ulrike Ottinger

Als Witwe Olimpia Vincitor begibt sie sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit. Unter dem Namen Linda MacNamara triumphiert sie als Schlittschuhläuferin in einem Zweikampf gegen die Fallschirmdame Kakalia Katzen. Tristan Tzara erscheint zu den Ritualfesten der Damen von Laura Molloy und wird Direktor der fahrenden Zirkustruppe ,Laokoon und Söhne‘.
Der Tod einer Künstlerin und die Zerstörung ihres Ateliers durch sieben Erinnyen, die in der Gestalt von Feuerwehrleuten aus dem Wasser auftauchen, stehen in direkter Beziehung zum Erscheinen des Zirkus. Endlich bringt die Verwandlung Esmeralda del Rios in eine neue männliche Rolle, die des Gigolos Jimmy Junod, einen Hauch von Abenteuer in das bescheidene, aber ausgefüllte Leben von Veronika Dalton, die den Namen Hubert Dupavillon angenommen hatte. Aber der Steckbrief Jimmy Junods ist der Polizei der ganzen Welt bekannt.
Ulrike Ottinger

Fotos zum Film
Besetzung/Stab

Buch
Regie
Kamera
Produktion

Ulrike Ottinger

Text

Chiquita Brook (aka Xavier Arroyuelo), Ulrike Ottinger

Kostüme / Maske

Tabea Blumenschein und andere

Esmeralda del Rio,
Olimpia Vincitor,
Linda MacNamara,
Jimmy Junod

Tabea Blumenschein

und viele andere

Mit finanzieller Unterstützung vom Irene Weitz und Adelheid Westphal

Premiere
27. März 1975, Arsenal, Berlin

Festivals
Bruxelles Filmfestival des Femmes 1977
Rotterdam 1978
Aperto 80 Biennale di Venezia u.a.

Pressestimmen

Renate Möhrmann, DIE FRAU MIT DER KAMERA, München 1980
Leitmotiv des LAOKOON-Films ist die Metamorphose. Doch nicht nur die der Esmeralda del Rio. ‚Bestimmte Bilder kommen in bestimmten Abständen zurück‘, sagt die Erzählstimme einmal. Sie verwandeln sich dabei offenbar in andere. Es geht also gleichzeitig um die Transformationen von Bildern und ihrer Wahrnehmungsweisen. Das Laokoon-Kulturbild – durch Lessing als Exempel antikisch gebändigter Harmonie präsent – wird in Laura Molloy mit seinem Gegenteil konfrontiert, nämlich mit der ungebändigten Exaltation. ‚Ständig geschehen hier Dinge‘, so resümiert die Erzählstimme, ‚die gegen den strengen theatralischen Anspruch gehen.‘ Das beinhaltet nichts anderes als eine Absage an jede normative Ästhetik. Nicht von ungefähr bezeichnet sich eine der Bewohnerinnen des Landes als ‚Poetin der permanenten Revolution‘, wobei der Begriff der Revolution hier signifikant ist. Revolutionen – so lautet offenbar die Botschaft von Ulrike Ottinger – ereignen sich nicht nur im Rahmen politischer Machtverhältnisse, sondern auch in Bezug auf die Wahrnehmungsweisen.
Aus dieser Perspektive gewinnt der Gegensatz zwischen dem Laokoon-Bild und den Bildern des fremden Frauenlandes seine dialektische Bedeutung. Hier wird eine weibliche Gegenkunstwelt, eine Art feministisch-ästhetische Utopie entworfen [...]

Roswitha Mueller, in: ULRIKE OTTINGER: A RETROSPECTIVE, herausgegeben von den Goethe-Instituten USA und Kanada 1990
Ulrike Ottingers erster Film enthält bereits viele Elemente ihrer späteren Filme: eine außergewöhnliche Frau, eine ungewöhnliche Landschaft und eine Kette von magischen Transformationen, aus der eine Reihe exzentrischer Charaktere hervorgeht.

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